Süßes ist nicht giftig und liefert rasch Energie – das lernten unsere Vorfahren beim Früchtesammeln. Solange der Zucker in geringer Menge und hauptsächlich aus Honig, Obst und Gemüse stammte, war das auch kein Problem. Doch seit der Züchtung der Zuckerrübe und der industriellen Raffination werden wir mit Zucker regelrecht überschwemmt. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt, höchstens 50 g, besser nur 25 g Zucker täglich zu konsumieren. Dass wir in Österreich trotzdem rund 93 g/Tag verbrauchen, liegt nicht zuletzt an verstecktem Zucker. So verbirgt sich z. B. hinter Begriffen wie Maltodextrin ein Zucker-Stärke-Gemisch und hinter Saccharose Trauben- und Fruchtzucker, die auch als Glukose und Fructose bezeichnet werden. Doch selbst wenn wir auf Fertiggerichte verzichten, konsumieren wir immer noch zu viel Weizen, Nudeln, Kartoffeln und Brot. Denn Zucker beginnt im Kohlenhydrat! Bereits mit einer Scheibe Brot am Tag hätten wir unser Pensum erreicht. Die in unserer Nahrung enthaltenen Kohlenhydrate bestehen vorwiegend aus einzelnen oder aneinander geknüpften Monosacchariden, also Einfachzuckern. Je nach Länge
der Ketten werden sie Disaccharide (Zweifachzucker) oder Oligosaccharide (Mehrfachzucker) genannt. Ein- und Zweifachzucker gelangen schon kurz nach dem Essen direkt ins Blut und der Blutzuckerspiegel schnellt in die Höhe. Unser Körper reagiert, indem die Bauchspeicheldrüse große Mengen des Transporthormons Insulin ausschüttet, das den Zucker zu den Zellen bringt. Dadurch sinkt der Blutzuckerspiegel rasch – und wir bekommen wieder Heißhunger auf Süßes. Komplexe Kohlenhydrate hingegen muss der Körper erst aufwendig aufspalten. Sie werden langsam und kontinuierlich ins Blut abgegeben und halten uns länger satt. Doch was ist mit süßem Geschmack ohne Kalorien? Zuckerersatzstoffe sind mit Vorsicht zu genießen. Konzentrierter Fruchtzucker, z. B. in Fruchtsäften, erhöht das Diabetes-Risiko. Dank Vitaminen und Mineralstoffen liefert Honig zwar nicht nur „leere“ Kalorien, besteht aber auch zu 80 % aus Zucker. Beim Backen lässt sich ein Teil des Zuckers durch Erythrit ersetzen. Die Süßkraft dieses natürlichen Fermentationsprodukts ist zwar etwas geringer, dafür ist es praktisch kalorienfrei und kann auch bei Diabetes und Fruktoseintoleranz verwendet werden. Teures Xylit, Birkenzucker, hat bei derselben Süßkraft wie Industriezucker rund 40 % weniger Kalorien, große Mengen wirken jedoch abführend. Kokosblütenzucker liefert zwar Mineralien, erhöht aber auch den Blutzuckerspiegel. Das aus einer südamerikanischen Pflanze gewonnene kalorienfreie Stevia wiederum tut das nicht. Da es aber rund 400-mal süßer als Zucker ist, reicht schon wenig – wodurch beim Backen das Volumen des Zuckers fehlt.
Organe entlasten und abnehmen: Was hilft?
Süßstoffe und Lightprodukte gaukeln unserem Gehirn nur energiereiche Nahrung vor, ohne dass der Treibstoff bei ihm ankommt. So meldet unser Gehirn ständig: Hunger! Auch vom Kaugummikauen bekommen wir Appetit, da es die Verdauungssäfte anregt. Steigen Cortisol, Insulin und Adrenalin mit dem Heißhunger ständig an, so belastet das unsere Nebennieren, die Bauchspeichel- und die Schilddrüse. Möchten wir unsere Organe entlasten und/oder abnehmen, ist Fasten nach der 16:8-Methode sinnvoll. Dabei wird in einem Zeitfenster von 8 Stunden gegessen, die restliche Zeit gefastet. Beim Essen sollten wir den Fokus dann auf Proteine, Öle, Nüsse und Samen legen, während Stärke gemieden wird. Gemüse wie Kürbis, Spinat, Zucchini und Kohlsorten liefern die nötigen Ballaststoffe. Nahrungsergänzungsmittel, die den Blutzucker stabil halten, helfen uns, den Heißhunger auf Süßes zu reduzieren. Mit moderaten Sporteinheiten und flottem Spazierengehen in der Natur verbrennen wir nicht nur Kalorien, sondern lenken unsere Aufmerksamkeit auch auf etwas anderes als süße Genüsse. Den täglichen Stress zu reduzieren und schöne Momente bewusst zu genießen, kann uns ebenfalls helfen, den Teufelskreis aus Süßigkeiten und Heißhungerattacken zu durchbrechen. Wird der Hunger auf Süßes erst einmal als Hunger auf Lebensfreude verstanden, finden wir viele Wege ihn zu stillen – ohne unseren Körper mit zu vielen leeren Kalorien zu belasten.