Über unsere Bauchspeicheldrüse machen wir uns nur selten Gedanken. Dabei ist sie ausgesprochen faszinierend. Das Pankreas, griech. für „alles Fleisch“, ist ein Ver-
dauungs- und Stoffwechselorgan. Es liegt hinter dem Magen, quer im Oberbauch, ist keilförmig und etwa 16–20 cm lang, 3–4 cm breit und 1–2 cm dick, mit einem Gewicht von 40–120 g. Das Besondere an der Bauchspeicheldrüse ist aber ihre Funktion: Sie ist sowohl exokrine als auch endokrine Drüse. Als exokrine Drüse gibt sie die von ihr gebildeten Pankreassäfte nach außen in den Zwölffingerdarm ab. Die rund 1,5 bis 3 Liter Sekret, die sie täglich produziert, enthalten Verdauungsenzyme, um Eiweiße, Kohlenhydrate und Fette aus der Nahrung in eine Form aufzuspalten, die von der Darmschleimhaut gut aufgenommen werden kann. Fehlt die Unterstützung der Bauchspeicheldrüse, werden die Bestandteile der Nahrung ausgeschieden, ohne dass die Nährstoffe ins Blut gelangen. Die Folgen können Blähungen, Darmkrämpfe, Durchfall oder Mangelerscheinungen sein. Das Pankreas hat aber noch eine zweite wichtige Aufgabe. Als endokrine Drüse bildet es Hormone, die über das Blut nach innen in den Körper abgegeben werden. Der dafür verantwortliche Teil des Drüsenorgans heißt Langerhans-Inseln. 1869 durch den angehenden Mediziner Paul
Langerhans entdeckt, wurden sie anfänglich nur als „rundliches Häuflein“ im Gewebe der Bauchspeicheldrüse beschrieben. Heute wissen wir, dass diese inselartig eingebetteten, hormonbildenden Zellen die Höhe des Blutzuckers registrieren. Auf den Abfall bzw. den Anstieg des Blutzuckerspiegels reagieren sie mit der Produktion und Ausschüttung der beiden Gegenspieler Insulin und Glukagon. Insulin ist ein lebensnotwendiges Hormon, das den Transport von Zucker (Glukose) in die Zellen bewirkt. In den Zellen der Muskeln und Organe wird Glukose als Glykogen gespeichert. Brauchen die Muskeln vermehrt Energie, verwenden sie ihr gespeichertes Glykogen. Ist der gesamte Körper unterzuckert, setzen die Hormone Adrenalin und Glukagon die gespeicherte Glukose aus Leber- und Nierenzellen frei. Dadurch steigt der Blutzucker wieder an.
Bauchspeicheldrüse und Diabetes.
Eine Schädigung der Langerhans-Inseln kann Zuckerkrankheit zur Folge
haben. Bei Diabetes Typ 1 stellt die Bauchspeicheldrüse kein Insulin her. Bei Typ 2 wird es in zu geringen Mengen produziert oder es kann an seinem Zielort, den Zellmembranen, nicht richtig wirken. Der Blutzuckerspiegel steigt an, ohne dass der Zucker in die Zellen gelangt und verarbeitet werden kann. In den ersten Krankheitsjahren versucht unsere Bauchspeicheldrüse die Insulinresistenz auszugleichen, indem sie große Mengen des Hormons produziert. Auf Dauer kann die Überproduktion aber nicht aufrechterhalten werden. Der Blutzuckerspiegel lässt sich nicht mehr kontrollieren und der Diabetes mellitus Typ 2 manifestiert sich. Generell ist das Pankreas aufgrund der räumlichen Nähe zum Verdauungstrakt und durch die enge Einbindung in den Stoffwechsel auch sonst vielen Reizen und Giftstoffen ausgesetzt. Neben erblichen Faktoren und Gallengangsteinen können häufiger Alkoholkonsum und Rauchen zu akuter oder chronischer Bauchspeicheldrüsenentzündung führen. Bei der sogenannten Pankreatitis löst der freigesetzte Bauchspeicheldrüsensaft eine Selbstverdauung des Gewebes aus. Chronische Pankreatitis, Diabetes mellitus und Übergewicht sind Risikofaktoren für weitere Bauchspeicheldrüsenerkrankungen. So ist das Pankreas auch anfällig für gutartige und bösartige Tumore. Beim extrem rasch voranschreitenden, schmerzhaften Bauchspeicheldrüsenkrebs werden die beiden lebenswichtigen Funktionen des Organs stark beeinträchtigt. Umso entscheidender ist es, dass wir rechtzeitig auf die Gesundheit unserer Bauchspeicheldrüse achten. Um Pankreaserkrankungen vorzubeugen, sollten wir deshalb Nikotinkonsum – auch durch Passivrauch – vermeiden. Normalgewicht anzustreben und Sport und Bewegung zu betreiben, scheint sich ebenfalls positiv auszuwirken. Und von einer drastischen Einschränkung bei ausgeprägtem Alkoholkonsum profitiert nicht nur die Gesundheit unserer